Montag, 23. Januar 2017

Weihnachtsüberraschung

° ein längst überfälliges Update °

Wie ich in meinem letzten Monatsreview schrieb, war der November sehr schwer für mich und von vielen auch teilweise langen Tiefphasen geprägt. Bevor ich nach England ging, entschied ich mich dafür über Weihnachten nicht nach Hause zu gehen und wirklich das komplette Jahr hier durchzuziehen. Ich merkte aber schnell, dass alle meine Freunde hier in England Weihnachten in Deutschland verbringen würden oder zumindest vorher schon einmal nach Hause geflogen sein werden. Trotzdem wollte ich zu meiner Entscheidung stehen und das Auslandsjahr trotz aufkommender Bedenken unbedingt durchziehen. Mit der Zeit wurden meine Zweifel aber immer größer und größer und ich habe gemerkt, dass mich Gedanken an Weihnachten eher traurig und nachdenklich als glücklich stimmten. Für mich ist die Weihnachtszeit einfach Familienzeit pur und ich bereute meine Entscheidung regelrecht. Dank Isabel fasste ich dann Anfang November aber den Entschluss als Überraschung nach Hause zu kommen. Ich weihte nur Papa, Sarah und meine Freunde hier in meinen Plan ein. Ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben, welches ich hatte, als ich die Flugtickets endlich gebucht hatte. Es war ein kleiner Kampf, aber letztendlich war es die einzig richtige Entscheidung. Am 26.12 sollte es nach Hause gehen. So konnte ich Weihnachten trotzdem noch mit meiner englischen Familie feiern.
Meinen 4. Monat konnte ich dann deutlich positiver angehen. Im Dezember hieß es dann Weihnachtsgeschenke kaufen und machen und Tage rückwärts zählen. Meine Vorfreude wurde zwar immer größer, aber gleichzeitig war es auch immer schwieriger, nichts zu verraten. Ständig war ich gezwungen mir neue Geschichten auszudenken. Meine Familie glaubte bis zur letzten Sekunde, dass ich nach Irland fliege. Eine gute Woche bevor es losgehen sollte erfuhr ich dann, dass British Airways über Weihnachten Streiks geplant hat. Mein ganzer Plan drohte zu kippen und ich bekam Panik. Am 19.12 habe ich meinen Flug dann ganz spontan auf den 23.12 umgebucht und das nichtmal Papa erzählt, um ihn auch noch zu überraschen. Ich war so unglaublich erleichtert und endlich konnte ich wieder durchatmen und mich wirklich von ganzem Herzen freuen! Am Freitag ging der Flieger schon vor 8 Uhr morgens los und ich trat meine Heimreise an. 10:15Uhr deutsche Zeit hatte ich dann nach 4 Monaten wieder deutschen Boden unter den Füßen. Ein unbeschreibliches Gefühl. Auf einmal war alles deutsch und ich musste so viele Eindrücke und Gefühle verarbeiten..
Da aber keiner wusste, dass ich wieder in Deutschland bin, hat mich auch keiner vom Flughafen abgeholt und ich trat meine 4-stündige Heimreise mit Bahn und Bus in meine Heimatstadt an! Um kurz vor 14Uhr fuhr der Bus dann in die Stadt, in der ich 18 Jahre meines Lebens verbrachte und die ich für ganze 4 Monate nicht mehr gesehen hatte. Ich sog alles in mich auf und betrat um ca. 14:10Uhr unsere Straße. Ich war so unfassbar aufgeregt. Mit jedem Schritt klopfte mein Herz ein bisschen mehr. Ich hatte ja genug Zeit mich auf das Wiedersehen einzustellen aber von meiner Familie hatte niemand eine Ahnung, dass sie mich gleich wieder in die Arme schließen würden. Wie würden sie reagieren? Was würden sie sagen? Wie fühlt es sich an wieder zuhause zu sein? Das sind nur ein paar Fragen, die mir durch den Kopf schwirrten. Mit pochendem Herzen und zitternden Fingern klingelte ich also und es dauerte nicht lange bis Papa mit seinem quietschorangenem Pulli mir die Tür öffnete und mich mit den Worten "Du bist doch völlig verrückt" begrüßte. Ja Papa das bin ich und ich bin stolz drauf, schließlich bin ich ja auch deine Tochter;)! Es dauerte nicht lange bis mein Bruder die Treppe runtergelatscht kam und den Schockmoment seines Lebens erlebte. Er hat den Mund nicht mehr zubekommen und sich 5 Minuten gar nicht mehr bewegt. Ich sah ihm seine Verblüfftheit an und konnte seine Gedanken quasi vor mir sehen. Mama war die merkwürdige Stille natürlich nicht entgangen und ging erstmal vom Schlimmsten aus. Mit den Worten "Was ist passiert?" kam sie von oben die Treppen herunter. Der Schock war ihr anzusehen. Fynn hatte berechtigt Angst, dass sie die Treppe herunterfallen würde. Von Papa wusste ich, dass es Mama nicht so gut ging und sie sich sehr viele Sorgen um mich machte. Ich glaube so schnell is Mama noch nie die Treppe herunter gerannt wie in dem Moment. Dann lagen wir uns erstmal weinend in den Armen und all die Anspannung und all meine Sorgen sind von mir abgefallen. Ich war zuhause. Ich war bei meiner Familie. Ich war dort, wo ich hingehöre! Nachdem wir uns alle etwas beruhigt hatten und sich der erste Schock gelegt hatte, ging ich dann nach nebenan, um auch Oma und Opa zu überraschen. Opa öffnete mir die Tür und war sichtlich erfreut mich zu sehen. Kurze Zeit später kam auch Oma auf dem Fahrrad nach Hause und ich klingelte nochmals an der Haustür. Oma kam. sah mich, wartete, versuchte zu realisieren was gerade passiert und musste sich erstmal auf die Treppe setzen. Ja, Oma hat mir nicht die Tür aufgemacht - zu groß war der Schock! Keiner konnte wirklich glauben, was passiert war. Ich wurde ständig umarmt und angeguckt als wäre ich ein Geist. Das war ein sehr komisches Gefühl, aber ich konnte es auch niemandem übel nehmen. Es war unfassbar toll wieder zuhause zu sein! Mit der ganzen Familie am Tisch zu sitzen, Kaffee zu trinken und zu reden. Ich hatte mein Zimmer, mein Bad, mein Bett und meinen Platz wieder. Ich habe schnell gemerkt, dass sich zuhause absolut nichts geändert hat. Endlich konnte ich wieder so sein, wie ich bin, musste mich nicht zurücknehmen, hatte keine nervigen Tiere, und und und. Ich habe einfach alles vergessen und hinter mir lassen können. Freitag und Samstag überraschte ich dann die meisten meiner Freunde, die auch alle sichtlich geschockt, aber sehr erfreut waren! Weihnachten war einfach überwältigend. Am 25. versteckte ich mich bei den anderen Großeltern hinterm Sofa, um meine Tante und meine Cousins zu überraschen, was dank Timm fast in die Hose ging - aber glücklicherweise nur fast;)! Die Familienfeier in Hitzacker war auch total schön. Ich war überglücklich bei meiner Familie zu sein. Ich habe tatsächlich gedacht, dass ich Weihnachten ohne meine Familie schaffen würde, aber ich schätze da bin ich zu sehr ein Familienmensch für.. 
Ich verbrachte dann noch einige sehr schöne Tage zuhause, war mit meinen Freunden Schlittschuh laufen und einen Singstar Abend haben wir auch noch spontan zustande bekommen! Danke dafür, ich habe jede einzelne Sekunde genossen und euch alle so sehr vermisst!
An Silvester hat mich dann allerdings eine blöde Magen-Darm Erkrankung ausgeschaltet und ich habe den Jahreswechsel alleine kotzend in meinem Bett verbracht.. Ja, das hatte ich mir alles anders vorgestellt! Ich konnte dann auch nicht wie geplant am Sonntagabend nach Hause fliegen. Meine Eltern haben netterweise für mich umgebucht und so ging es dann am Mittwoch wieder zurück nach London. Ja, da war die Erholung dann auch schon wieder vorbei und die Arbeit rief. Aber das war okay, denn wenn ich eins zuhause begriffen habe, dann, dass sich mein Leben jetzt in England abspielt. Nach Weihnachten habe ich den Kleinen hier sogar etwas vermisst. Dieses Jahr ist mein Jahr im Ausland, diese Erfahrung und Möglichkeit kriege ich vielleicht nie wieder und egal wie schwer und anstrengend es manchmal hier auch ist, das ist es alles wert!
Trotzdem bereue ich es auf keinen Fall kurz zurück nach Deutschland geflogen zu sein. Ich habe die Zeit einfach gebraucht, um Kraft zu tanken und mir nochmal über die Gründe bewusst zu werden, warum ich das hier tue. Gleichzeitig habe ich allerdings auch gemerkt, dass sich zuhause rein gar nichts verändert hat. Egal wie lange ich weg bin, dort werde ich IMMER meinen Platz haben. Dort werden immer Menschen sein, die mich lieben, schätzen und vor allem besser als jeder andere kennen. Fühlt euch alle ganz ganz fest gedrückt von mir! Es war eine wunderbare Zeit und ich kann es kaum erwarten euch wieder in die Arme zu schließen!! Love and miss you all!

Cheers,
Sarah!

Mittwoch, 11. Januar 2017

Hundegekläffe und fehlende Türklinke

Ja, wie passt das wohl zusammen und was hat das beides nur zu bedeuten? Definitiv sehr berechtigte Fragen.. Ich könnte Nervenzusammenbruch und gefährliche Aktion noch hinzufügen, aber das würde vermutlich für nur noch mehr Verwirrung sorgen, also lasse ich es :D.
Ich erzähle die Geschichte lieber von vorne, denn eins steht fest - der gestrige Abend wird mir wohl oder übel auf Ewig in Erinnerung bleiben..!
So, jetzt gibt es die komplette Story aber von Anfang an..
Gegen viertel nach fünf kamen George, die Großeltern und ich vom schwimmen wieder und ich wurde zuhause abgesetzt, weil ich dann Feierabend hatte. Ich hatte Hunger und habe mir wie jeden Abend etwas zu essen gekocht, was ich dann wie gewohnt auf meinem Bett in meinem Zimmer gegessen habe und dabei eine meiner Lieblingsserien schaute. Die genaue Uhrzeit weiß ich nicht mehr, aber irgendwann hat der Hund wie verrückt angefangen zu kläffen.. Das passiert öfter mal, der beruhigt sich dann immer wieder.. Aber nicht an dem Tag.. Ich habe versucht, es zu ignorieren, aber das elendige Gebelle kann einfach keiner auf Dauer ignorieren, das ist wirklich nervtötend. So bin ich dann nach einiger Zeit runtergegangen und schlagartig war Ruhe. Ich ging wieder hoch und plötzlich fing er wieder an. Ich war so wütend und genervt, dass ich die Tür hinter mir zuknallte. Ein fataler Fehler, wie ich in der darauffolgenden Sekunde selber feststellte.. Seit einiger Zeit habe ich nämlich von innen keine Türklinke mehr und kann deswegen meine Tür nur noch anlehnen. Ein Hoch an meine Gastmum, die Reperaturen gerne wochen- oder monatelang vor sich herschiebt..
Weil Sarah zur Zeit beruflich in Indien ist, saß ich dann in der Klemme. Ich war tatsächlich in meinem Zimmer eingesperrt und hatte den nervtötenden Köter unten rumbellen. Zu Anfang dachte ich noch, dass ich mich irgendwie schon selbst befreien könnte, nach unzähligen gescheiterten Versuchen traf mich die Erkenntnis, dass ich wirklich festsitze allerdings wie ein Schlag! Ich bekam Panik und wurde immermehr zu einem nervlichen Wrack. Ich heulte, schrie, trat gegen die Tür und hämmerte gegen meine Wand. So verzweifelt und am Ende war ich noch nie zuvor. Die Großeltern waren meine einzige Hoffnung, aber dort hat keiner abgenommen und als auch die Möglichkeit ausgeschlossen war, gab es für mich kein Halten mehr.. In dem Moment ist einfach alles über mir zusammengebrochen. In dem Moment wollte ich nicht mehr. Ich wusste nicht weiter. Ich konnte mit dem Schmerz und der Last nicht umgehen. Ich habe so einen Hass auf diesen Hund und einfach alles verspürt. Das hat mich verrückt gemacht. Ich drehte völlig am Rad - habe mich nach Schmerz gesehnt, der mich von dem anderen Elend ablenkt. Ich wollte einfach was anderes fühlen.
Ich starrte auf  mein Fenster und mir wurde klar, dass das meine einzige Chance ist. In meiner Verzweiflung habe ich meine Eltern und meinen Bruder angeschrieben und Mama bat mich nicht aus dem Fenster zu steigen. Ich entschuldige mich hiermit nochmal Mama, aber das war die einzige Möglichkeit.. Mit Nathalie habe ich auch telefoniert, aber auch sie konnte mir nicht helfen.. Also zog ich meine Jacke an, packte den Haustürschlüssel ein und quetschte mich aus meinem wirklich schmalen Fenster im ersten Stock. Irgendwie landete ich dann auf dem Dach vom Spielzimmer und musste von da dann irgendwie auf den Boden kommen. Ich versuchte es rückwärts und rutschte aber leider ab, so fiel ich dann vom Dach.. Beim Fallen dachte ich, es wäre vorbei, aber ich landete glücklicherweise auf meinen Füßen und habe "nur" Schürfwunden an der Hand. So war ich aber befreit und konnte durch die Haustür ins Haus und dann in mein Zimmer gehen. Neben einem Nervenzusammenbruch, den Wunden und dem riesigen Schock (ich habe Stunden später noch am ganzen Körper gezittert) habe ich aber keine Schäden erlitten.. Der Hund hat spät abends dann auch irgendwann mal Ruhe gegeben. Ich weiß ehrlich gesagt nicht was, aber irgendwas muss sich da ändern. Ich halte das nicht mehr lange aus so wie es jetzt ist.. Das mag vielleicht für einige unverständlich sein, aber die Situation mit den Tieren ist nicht zumutbar (bisher bestätigt das auch tatsächlich jeder, der hier gewesen ist). Ich habe nur wirklich Angst davor, das Sarah zu sagen und ehrlich gesagt auch gar keine Idee, wie ich das anstellen soll.. Aber das ist mir gestern nochmal auf die harte Tour klar geworden.. Ich kann und will das mit den Tieren nicht! Bis Sonntag muss ich noch durchhalten.. Wünscht mir Glück!

Liebe Grüße,
Sarah